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Ingolf Dahl

2014 erfuhren Friederike Haufe und Volker Ahmels von einem verfemten Komponisten, der in ihrer unmittelbaren Hamburger Nachbarschaft im Jahre 1912 geboren worden war.

2014 erfuhren Friederike Haufe und Volker Ahmels von einem verfemten Komponisten, der in ihrer unmittelbaren Hamburger Nachbarschaft im Jahre 1912 geboren worden war. Im Sommer 2016 reisten sie dann nach Los Angeles, um im Archiv der University of Southern California (USC) das „Rondo für Klavier zu vier Händen“ von Ingolf Dahl aus dem Jahre 1938 zu suchen.

Dort befindet sich der Nachlass des Komponisten, der 1939 von Zürich aus in das amerikanische Exil gegangen war, und der an der USC von 1945 bis 1970 Komposition, Musikgeschichte und Dirigieren lehrte. Dabei entdeckten sie rein zufällig auch sein Spätwerk „Four Intervals for piano four handed“ aus dem Jahre 1967 als handschriftlichen Autographen. Sie führten es 2017 zum ersten Mal in Deutschland auf und spielten es auf CD ein.

Aus dem Manuskript des Rondos ist ersichtlich, dass es wahrscheinlich auch nach seiner Uraufführung im Jahre 1940 stark verändert wurde. Gestrichene Passagen, Kommentare und in Rot korrigierte Verbesserungen lassen nur erahnen, in welchen Zeitspannen Ingolf Dahl sich immer wieder damit beschäftigt haben muss.

Das Zentrum Verfemte Musik an der Hochschule für Musik und Theater Rostock berief eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Musikwissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Möller, dessen Doktoranden Martin Schröder – beide haben die nötigen theoretischen Kenntnisse, um Entscheidungen zu treffen, was Dahl gemeint haben könnte – und dem Klavierduo Haufe-Ahmels. Wochenlanges „mit der Lupe über dem Manuskript“ begleitete die Zeit des Einstudierens. Das gemeinsame Ergebnis wurde zusammen mit den „Four Intervals“ als Notenausgabe im Medien Kontor Hamburg veröffentlicht und steht damit seit 2018 der Allgemeinheit zur Verfügung.

Die deutsche Erstaufführung dieser rekonstruierten Fassung fand am 25.10.18 genau 80 Jahre nach seiner „Unfertigstellung“ im Rahmen der Tage des Exils in der Heinrich Hertz Schule statt. In genau der Aula, in der der junge Ingolf als Schüler der Lichtwarkschule aufgetreten war und 90 Jahre vorher sein Abitur abgelegt hatte, entstand eine Aura der Authenzität, die sich beeindruckend auf das Publikum übertrug.

2019 führten sie beide Werke zum ersten Mal seit ihrer Uraufführung durch den Komponisten wieder in Los Angeles, USA auf, und gedachten in 2020 dem 50. Todestag Dahls mit mehreren Konzerten:

Ursprünglich als Konzert im Rahmen der Tage des Exils im Ernst Deutsch Theater in Hamburg geplant, realisierten sie das Filmkonzert „Serenade trifft Blues“, da die COVID19 Pandemie einen Live Auftritt nicht zuließ. Im September erklangen beide Werke dann Live dort, denn zusammen mit schwedischen Künstler:innen konnte der Abend „Im und aus dem Takt“ gestaltet werden, der auch dem jüngeren Bruder von Ingolf Dahl, dem schwedischen Künstler und Bildhauer Gert Marcus ein Forum gab. Als Gäste aus Schweden waren Francoise Ribeyrolles Marcus, Witwe, Schwägerin und Lichtkünstlerin, und die Göteborger Tanzkompagnie E=mc2 angereist. Dieser Abend wurde dann in Schwerin im Rahmen des Internationalen Festivals Verfemte Musik wiederholt.

Ebenfalls in 2020 beteiligte sich Friederike Haufe als Autorin an dem Buchprojekt „Künstlerkolonie Groß Borstel“ und schrieb einen Essay über „Die drei Geheimnisse des Ingolf Dahl“.